Die Rechtsanwältin und Steuerberaterin Susann Harder ist seit Mitte 2024 Geschäftsführerin der Vogt & Reetz Steuerberatungsgesellschaft mbH in Rostock. Daneben hat sie ein Unternehmen gegründet, das Steuern unterhaltsam vermitteln will. Denn, so ihre Überzeugung, heute wollen immer mehr Mandanten sich aktiv um ihre Finanzen kümmern und sie verstehen.
TaxTalents: Frau RAin, StBin Harder, wie kamen Sie in Ihre jetzige Position?
RAin/StBin Susann Harder: Zu der Kanzlei, deren Geschäftsführerin ich heute bin, kam ich im Jahr 2020. Damals hatte ich gerade das Steuerberaterexamen erfolgreich hinter mich gebracht und im Zuge dessen eine ganz neue Welt des betriebswirtschaftlichen Wissens betreten. Die Steuerberaterprüfung war mein Game-Changer. Dem wollte ich Rechnung tragen und bin aus der Rechtsanwaltspartnerschaft, in der ich zuvor tätig war, rausgegangen und habe als freie Mitarbeiterin bei Vogt & Reetz begonnen.
TaxTalents: Warum haben Sie sich nicht anstellen lassen?
Susann Harder: Tatsächlich bin ich ein kleiner Freigeist und wollte Zeitsouveränität haben. Die beiden Gründungspartner der Kanzlei haben dies nicht nur voll respektiert, sondern mir ein paar Jahre später einen Anteil verkauft. Ein weiterer Anteil wurde an die ETL-Gruppe übertragen, zu der wir heute gehören.
TaxTalents: Sie wurden im Rahmen dieser Nachfolgeregelung Geschäftsführerin – weshalb wollten Sie das?
Susann Harder: Ich kann mich frei entfalten, muss nur größere Investitionen mit der Gruppe abstimmen. Ansonsten bin ich völlig autonom in meinen unternehmerischen Entscheidungen – zum Beispiel im Hinblick auf Personal oder Mandate; wir haben derzeit etwa 50 Mitarbeitende. Dass wir jetzt zur ETL-Gruppe gehören, war für die Kanzlei ein richtiger Glücksgriff, denn durch einen großen, starken Partner habe ich den Rücken bei Themen wie Compliance oder diversen Verwaltungsaufgaben frei.
TaxTalents: War es jemals eine Alternative für Sie, ganz neu auf der Grünen Wiese zu gründen?
Susann Harder: Das war ganz kurz tatsächlich auch eine Überlegung, ich habe mich aber dagegen entschieden, ganz einfach weil ich das Arbeiten in einer Gemeinschaft als viel motivierender empfinde. Ich wollte ein Team, Sparringspartner und die Chance, Ideen von anderen weiterzuentwickeln. All das ist heute verwirklicht und macht mir echt Spaß.
TaxTalents: Wie sieht Ihre Strategie aus? Wie Ihr Beratungsansatz?
Susann Harder: Mein Ziel ist es, die Leichtigkeit zurück in die Steuerberatung zu bringen. Für viele fühlt sich das Thema ja erst einmal negativ an, aber wenn man das System verstanden hat, dann bekommt es eine Handelbarkeit. Steuern werden planbar, transparent und damit auch leichter verdaulich.
Ich versuche immer, meinen Mandantinnen und Mandanten die Dinge so lange zu erklären, bis sie sie wirklich verstanden haben. Das kostet Zeit, aber von reiner Geschwindigkeit hat niemand etwas, und die Mühe lohnt sich wirklich, denn das Interesse ist definitiv da. Hilfreich ist im Übrigen, möglichst normal zu sprechen und nicht nur in Fachtermini.
Rein organisatorisch sind wir in der Kanzlei immer noch damit beschäftigt, das Papier dauerhaft zu verbannen, also die Digitalisierung voran zu treiben und unsere Organisation zu optimieren. Auch das erfordert eine Menge Ressourcen.
TaxTalents: Dennoch haben Sie vor kurzem noch ein zweites Unternehmen gegründet – wobei geht es dort?
Susann Harder: Mit ‚Taxmondo‘ wollen wir noch einen Schritt weitergehen, was die Vermittlung von steuerlichen Inhalten angeht. Im Wesentlichen ist das Produkt eine Selbstlernplattform für all jene, die sich in kleinen Videokursen zu erschwinglichen Preisen für ihre steuerlichen Fragen qualifizieren wollen – also zum Beispiel Gründerinnen und Gründer oder Menschen, die Immobilien vermieten und verpachten. Wichtig war uns dabei, die vermeintliche Spießigkeit der Materie durch gute Lernvideos aufzubrechen. Das Ganze soll freilich kein Beratungsgespräch ersetzen, aber dieses gut vorbereiten.
All das, was wir bei der Produktion gelernt haben, hat uns im Übrigen auch beim Kanzleimarketing geholfen: Dank der Synergieeffekte machen wir zum Beispiel unseren Newsletter jetzt auch in Videoform mithilfe von KI.
TaxTalents: Interessiert das die Leute wirklich in der Breite?
Susann Harder: Davon bin ich überzeugt. Das Interesse an Steuerthemen, insbesondere rund um den Vermögensaufbau, hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Und glücklicherweise gibt es ja inzwischen schon einige Kollegen in unserer Branche, die mit modernen Inhalten dazu an den Start gehen. Deren Erfolg bestätigt das Interesse. Die Mandantinnen und Mandanten wollen oftmals nicht mehr nur die reine Steuererklärung, sondern verstehen, was ich da mache und weshalb.
TaxTalents: Gibt es für Sie persönlich auch noch ein Leben außerdem von Steuern und Finanzen?
Susann Harder: Ja, wenngleich das im vergangenen Jahr sehr in den Hintergrund getreten ist, einfach dadurch, dass ich durch meine neue Aufgabe sehr viel gearbeitet habe. Wann immer möglich, versuche ich, am Wochenende raus zu kommen, Freunde zu besuchen oder in eine andere Stadt zu fahren. Auf diese Weise bekomme ich den Kopf frei und habe am Montag wieder volle Power, um in die Woche zu starten.
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